Ernst Helbig (1802 – 1866)
Den 200. Geburtstag von Ernst Helbig beging die Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen – Anhalt mit einer Ausstellung seiner Werke. In seinem Heimatort ist dieser Künstler offensichtlich völlig in Vergessenheit geraten. Nichts weist in Stolberg darauf hin, dass Ernst Helbig hier geboren wurde. Höchste Zeit also, den verlorenen Sohn zumindest erst einmal via Internet nach Hause kommen zu lassen.
Lesen Sie nachfolgend den Begleittext aus dem Flyer der Stiftung anlässlich der Ausstellungseröffnung.
Leben und Werk des Landschaftsmalers Ernst Helbig haben in der kunsthistorischen Forschung zur Malerei der Romantik bisher wenig Beachtung gefunden. Sein 200. Geburtstag war für die Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt Anlass, die erste Einzelausstellung mit Werken dieses Malers zu veranstalten.
Das Werk Ernst Helbigs ist verstreut, seine Gemälde befinden sich in Museen und in Privatbesitz, viele sind verschollen. Erstmals wird jetzt versucht, einen Überblick über Helbigs Schaffen zu gewinnen. 1802 in der Residenzstadt Stolberg als Sohn des Hofgärtners Johann Friedrich Helbig geboren, erlernte Ernst Helbig den Beruf eines Kunstgärtners. Um 1823/24 ging er nach Dresden, um sich dort in dieser Profession weiterzubilden. Da er jedoch keine Anstellung fand, besuchte er die Königliche Kunstakademie. Seine zeichnerische Begabung fiel Professor Carl August Richter auf, der ihm riet, Maler zu werden.
Frühzeitig suchte Ernst Helbig Kontakt zu dem aus Norwegen stammenden Landschaftsmaler Johan Christian Dahl, dessen Schüler er wurde. Dahl lebte seit 1823 mit dem ihm befreundeten Caspar David Friedrich im gleichen Haus, sodass man davon ausgehen kann, dass Helbig auch unmittelbar mit Friedrich in Berührung kam und Eindrücke von seinen Bildern aufnahm.

Friedrich und Dahl waren die beiden herausragenden Landschaftsmaler in Dresden, das zu dieser Zeit der „Hauptort der deutschen romantischen Malerei“ (H. J. Neidhardt) war.1830 kehrte Helbig in den Harz zurück und ließ sich vermutlich noch in diesem Jahr in dem kunstfreundlichen Halberstadt nieder, wo bereits regelmäßig große Kunstausstellungen stattfanden.
Seit 1834 lebte er nahezu drei Jahrzehnte in Wernigerode bzw. in der unmittelbar angrenzenden Gemeinde Nöschenrode. In Wernigerode und seiner landschaftlich schönen Umgebung fand er die meisten Motive für seine Bilder. Er malte Schloss und Stadt von den unterschiedlichsten Standpunkten, Kirchen und andere Gebäude, den Brocken, den Ilsestein, mehrfach die Steinerne Renne, weite Ausblicke vom Gebirge wie auch vom Schloss Wernigerode.
Im Südharz malte er das Schloss von Stolberg, die Kirche von Rothesütte und in Ellrich oder der Umgebung von Ellrich. Getreue Naturbeobachtung und feines Empfinden für atmosphärische Erscheinungen und ihre Darstellung sind für seine Gemälde charakteristisch. 1856 erkrankte Ernst Helbig schwer.

Beginnende und fortschreitende Gliederlähmung und ein zunehmendes Augenleiden waren 1861 die Ursache für seine Aufnahme in das Johanniter-Siechenhaus zu Mansfeld. Bis zu diesem Zeitpunkt entstanden immer noch Gemälde. 1866 starb Ernst Helbig vergessen in Mansfeld.
Erst Mitte der 1920er Jahre wurde sein Werk durch den Wernigeröder Kunsthistoriker Günther Deneke wiederentdeckt, der ihm 1925 einen mehrseitigen Artikel widmete. Über Jahrzehnte hinweg blieb es der einzige längere Beitrag über diesen Künstler. 1925 nannte ihn Deneke den besten Schüler Friedrichs.
In der Folgezeit wurde Helbig immer wieder im Zusammenhang mit Caspar David Friedrich gesehen, dass er sich selbst als Schüler von Johan Christian Dahl bezeichnete, fand keine Beachtung. Die erste Einzelausstellung von Helbigs Oeuvre soll Anstoß für eine neue Betrachtung, aber auch für die weitergehende Erforschung von Leben und Werk dieses Künstlers sein.
Lebensdaten
1802
Am 10. Februar wird Ernst Helbig als fünftes Kind des Hofgärtners J. F. Helbig in Stolberg/ Harz geboren.
1816/1819
Ausbildung zum Kunstgärtner
um 1823/24
Reise nach Dresden zur weiteren Ausbildung als Gärtner
1825
Januar: Eintragung ins Matrikelbuch der Kunstakademie in Dresden
1830
Rückkehr in den Harz, vermutlich in diesem Jahr Ansiedlung in Halberstadt
1834
Übersiedlung nach Nöschenrode bei Wernigerode
1842
Eventuell erneuter Aufenthalt in Dresden
1848
Helbig ist Mitglied des vom Bürgerverein in Wernigerode ernannten Komitees zur Veranstaltung einer Gewerbeausstellung.
1849
Helbig beteiligt sich aktiv an der Vorbereitung und Durchführung der Gewerbeausstellung in Wernigerode.
1856
Schwere Erkrankung, die ihn „fast arbeitsunfähig“ macht
1858
Helbig ist gelähmt und arbeitsunfähig.
1861
Überführung in das Johanniter-Siechenhaus zu Mansfeld
1866
26. Juli: Ernst Helbig stirbt im Johanniter-Siechenhaus zu Mansfeld.
(Doris Derdey)
Bilder von Ernst Helbig sind in der Dauerausstellung des Schlosses Wernigerode zu sehen.
Literatur
Doris Derdey: Ernst Helbig. Spuren eines Malers. Halle, Stekovics, 2002