Stolberger Geschichts- und Traditionsverein e. V.
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Chronologie zur Geschichte der Grafen und Fürsten zu Stolberg 1210 - 2008

1210

Erste urkundliche Erwähnung eines Grafen Heinrich von Stolberg (comes h. de stalberg)

13./14. Jahrhundert

Konsolidierung der Herrschaft durch Erwerb von Rechten in den umliegenden Dörfern. Die Grafen üben Berg- und Münzrecht aus. Silber- und Eisenbergbau in der Grafschaft.

1413/1417

Erwerb der Ämter Kelbra und Heringen (gemeinschaftlich mit den Grafen von Schwarzburg) sowie von Schloss und Amt Honstein (Neustadt)

1418/1433

Erbverbrüderung mit den Grafen von Schwarzburg, Wernigerode und Honstein

1429

Botho II. erbt die Grafschaft Wernigerode und führt nun den Titel Graf von Stolberg und Wernigerode.

1506

Im Stolberger Schloss lebt Graf Botho III. („der Glückselige“) mit seiner Frau Anna von Eppstein-Königstein. Gräfin Juliana wird als das 5. von 13 Kindern geboren. Sie wird als Mutter des Prinzen Wilhelm von Oranien in die Geschichte eingehen und gilt als Ahnfrau des Hauses Nassau-Oranien, aus dem das heutige niederländische Königshaus abstammt.

1516

Anna, die älteste Schwester Julianas, wird mit päpstlicher Ausnahmegenehmigung bereits im Alter von zwölf Jahren Äbtissin des Kaiserlich freien weltlichen Reichsstiftes Quedlinburg und wird damit in den Stand einer Reichsfürstin erhoben.

1520/21

Botho III. ist mit seinen Söhnen Wolfgang und Ludwig bei der Krönung Karls V. zugegen und wird auf dem Reichstag zu Worms 1521 zu dessen Rat ernannt. Beide Söhne schreiben sich an der Universität Wittenberg ein und werden Anhänger von Luther und Melanchthon.

1535

Ludwig Graf zu Stolberg und Wernigerode erbt die Grafschaft Königstein und die Herrschaft Eppstein von seinem Onkel Eberhard IV. Er wird zu einem wichtigen Berater der drei aufeinander folgenden Kaiser Karl V., Ferdinand I. und Maximilian II. sowie zum Reichserbkämmerer (Verwalter der Reichsfinanzen) ernannt.

1538-1540

Die Reformation wird von Ludwig und Wolfgang in ihren Grafschaften und von ihrer Schwester Anna in Quedlinburg eingeführt. Großer Renaissanceumbau des Schlosses Stolberg unter dem Grafen Wolfgang.

1544

Graf Ludwig erbt die Grafschaft Rochefort (heute Belgien).

1581

Nahezu vollständiger Verlust der Besitzungen im Main-Taunus-Gebiet an den Kurfürsten von Mainz. Lediglich die Ämter Gedern und Ortenberg verbleiben bei den Stolberger Grafen.

1587

Erste Teilung des bis dahin gemeinschaftlich regierten Besitzes: Die Söhne des Grafen Wolfgang (Harzlinie) übernehmen Stolberg, Wernigerode und Honstein; die Söhne des Grafen Heinrich XXI. (Rheinlinie) erhalten dagegen Gedern und Ortenberg sowie Schwarza (Südthüringen).

1593

Nach dem Aussterben der Grafen von Honstein hätten die Regelungen der Erbverbrüderung von 1433 in Kraft treten müssen, wonach die Grafen zu Stolberg gemeinschaftlich mit den Grafen von Schwarzburg die Ämter Lohra und Klettenberg erben. Der Bischof von Halberstadt, Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg, setzt sich jedoch als Oberlehnsherr über diese Regelungen hinweg und zieht das Lehen ein.

Ein neues Wappen wird gebildet und der Titel „Graf von Stolberg, Königstein, Rochefort, Wernigerode und Honstein, Herr zu Eppstein, Münzenberg, Breuberg, Agimont, Lohra und Klettenberg“ vom Kaiser bestätigt.

1631

Bereits in der dritten Generation erlischt die Harzlinie wieder. Christoph II. aus der Rheinlinie vereinigt daher fast die gesamten Besitzungen wieder in einer Hand.

1645/1657

Erneute Teilung der Besitzungen unter den beiden Söhnen des Grafen Christoph II.: Heinrich Ernst begründet die ältere Hauptlinie und übernimmt Wernigerode, Gedern und Schwarza. Johann Martin stiftet die Jüngere Hauptlinie mit den Besitzungen in der Grafschaft Stolberg und Herrschaft Ortenberg.

1684

Christoph Ludwig übernimmt die Regierung in Stolberg und beginnt den barocken Umbau des Stolberger Schlosses, der erst unter seinem Sohn Christoph Friedrich um 1720 vollendet wird.

1706

Die Grafschaft Stolberg wird unter Christoph Ludwigs Söhnen geteilt; Christoph Friedrich begründet die Linie Stolberg-Stolberg und Jost Christian die Linie Stolberg-Roßla

1710

Die Wernigeröder Besitzungen werden unter den Söhnen des Grafen Ludwig Christian aufgeteilt. So entstehen die Linien Stolberg-Wernigerode, Stolberg-Gedern und Stolberg-Schwarza. Während die letzteren beiden Linien bereits nach wenigen Generationen wieder erlöschen, besteht die Linie Stolberg-Wernigerode bis heute.

1714

Preußen übernimmt mittels vertraglicher Regelungen die Oberlandesherrschaft über die Grafschaft Wernigerode. Wichtige Regierungsrechte verbleiben jedoch den Grafen.

1738

Mit militärischer Gewalt erzwingt der sächsische Kurfürst Friedrich August II.die Anerkennung seiner Oberlandesherrschaft in den Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla. Auch hier werden wichtige Befugnisse den Grafen belassen. Insbesondere die Reichsstandschaft wird nicht angetastet.

1738/39

Einführung der Primogenitur in den einzelnen Linien des Hauses Stolberg, um weitere Besitzteilungen zu verhindern.

1738

Graf Christian Günther begründet den jüngeren Zweig der Linie Stolberg-Stolberg. Seine mit Goethe befreundeten Söhne Christian und Friedrich Leopold gehen als Dichtergrafen in die Literaturgeschichte ein. Die Tochter Augusta Louise wird berühmt durch ihren Briefwechsel mit Goethe (Goethes „Gustchen“).

1742

Die Linie Stolberg-Gedern wird in den Reichsfürstenstand erhoben.

1748

Die Linie Stolberg-Schwarza endet mit dem Tod des Grafen Heinrich-August und fällt an die Linie Stolberg-Wernigerode.

1772

Luise Maximiliana Gräfin zu Stolberg-Gedern heiratet den im Exil lebenden Anwärter auf den Thron Großbritanniens und Irlands Carl Eduard Stuart Graf von Albany, genannt "Bonny Prince Charles". Er erlangte Berühmtheit durch den Versuch, Schottlands Unabhängigkeit wiederaufzurichten und die englische Krone zu erlangen. Die Ehe wurde später geschieden und Luise Maximilane lebte den Rest ihres Lebens mit Vittorio Alfieri zusammen, einem der bedeutendsten italienischen Dichter und Dramatiker des 18. Jahrhunderts.

1804

Mit dem Tod des Fürsten Carl Heinrich erlischt die Linie Stolberg-Gedern und fällt an die Linie Stolberg-Wernigerode.

1806

Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation werden auch die Stolberger Grafen vollständig mediatisiert.

1815

Nach den napoleonischen Kriegen gehen infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses große Teile des Königreiches Sachsen an Preußen, darunter auch Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla.

19. Jahrhundert

Mitglieder der Linie Stolberg-Wernigerode bekleiden hohe Ämter in der preußischen Verwaltung und Regierung. Bedeutendste Vertreter sind Graf Anton, der unter anderem das Amt des Staatsministers unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. ausübt sowie natürlich Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, der zeitweise als Stellvertreter des Reichskanzlers Bismarck wirkt.

1890

Unter Bezugnahme auf die Fürstung der Linie Stolberg-Gedern von 1742 erhebt Kaiser Wilhelm II. den Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode in den Fürstenstand, 1893 folgen Alfred Graf zu Stolberg-Stolberg und Botho Graf zu Stolberg-Roßla. Die Ernennung gilt jeweils für die regierenden Häupter der Linien.

1929/30

Die Linie Stolberg-Wernigerode gerät in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Große Teile des Grundbesitzes sowie Teile der Bibliothek werden verkauft, um einen Bankrott abzuwenden. Schloss Wernigerode wird als Wohnsitz aufgegeben, bleibt jedoch in Familienbesitz und wird Museum.

1945

Mit der Abtrennung der deutschen Gebiete jenseits von Oder und Neiße gehen die Besitzungen der Linie Stolberg-Wernigerode in Schlesien und Ostpreußen verloren. Die Familien müssen aus der Heimat fliehen, als Mitteldeutschland von sowjetischen Truppen besetzt wird. Stolberg-Wernigerode und Stolberg-Roßla finden auf ihren hessischen Besitzungen ein neues Zuhause. Die Familie des Fürsten Wolff-Heinrich zu Stolberg-Stolberg flüchtet zu Verwandten, da sie keinen eigenen Besitz mehr haben.

Durch die Bodenreform wird der gesamte Besitz der Linien Stolberg-Wernigerode, Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla in der sowjetischen Besatzungszone entschädigungslos enteignet..

1982

Mit dem Tod des Fürsten Johann Martin erlischt die Linie Stolberg-Roßla im Mannesstamm.

1989/90

Der Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR legt fest, dass Enteignungen durch die Bodenreform nicht rückgängig gemacht werden. Das Grundeigentum und die Schlösser sind somit verloren; lediglich die beweglichen Güter müssen rückübertragen werden. Obwohl diese Regelung als erneutes Unrecht empfunden wird, nehmen alle Stolberger Erben von Anfang an freundschaftliche Kontakte in die alte Heimat auf. Teile der alten Besitzungen werden zurückgekauft oder mittels einer Stiftung wieder aufgebaut (Stiftung Kloster Ilsenburg). Rückübertragene Kunst- und Kulturgüter werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.