Stolberger Geschichts- und Traditionsverein e. V.
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Die Sonnenuhr am Rathaus

Eine Sonnenuhr ist laut Brockhaus "...seit der Antike eine Vorrichtung zur Bestimmung der wahren Ortszeit. Ein Zeitmesser, der entweder die Richtung der Sonne oder ihre Höhe über dem Horizont zur Anzeige nutzt: Der mit dem Lauf der Sonne wandernde Schatten eines Stabes (Gnomon) zeigt auf einer Skala die Stunden an..."

Diese Erklärung entspricht sicherlich den Tatsachen und dennoch ist sie nicht geeignet, die Faszination zu beschreiben, die von einer Sonnenuhr ausgeht. Bei Johann Friedrich Penther hat der Entwurf der Stolberger Rathausuhr 1724 beispielsweise dazu geführt, ein ganzes Buch über Sonnenuhren zu schreiben (Gnomonica 1733).

Stolberger Sonnenuhr am Rathaus um 1930Zu den Inschriften und den Zahlen der Rathausuhr gibt es eine Deutung des Stolberger Rektors Fritz Magnus. Er schreibt hierzu:

"...Vor der Tür des Rathauses studieren wir heute genauer die lateinische Inschrift der Sonnenuhr vom Jahre 1724. Vorher vergegenwärtigen wir uns, dass Phoebus der Gott des Lichtes mit dem Sonnenpfeil, Minerva die Göttin der Verstandesbildung und Themis die Göttin der Gerechtigkeit mit verbundenen Augen war und dass ein v wie u zu lesen ist. Der Text lautet vollständig: "Felix Harmonia manet: Si tendimvs vna Tempora Si Phoebus monstrat Lingvasque Minerva SI THEMIS et CIVes Ivra VetVsta DoCet" Die Übersetzung: "Glückliche Eintracht bleibt: Wenn wir zusammenhalten, wenn Phöbus die Zeiten anzeigt, Minerva die Sprachen und Themis die Bürger die alten Rechte lehrt."

Die vergoldeten (hier fett gedruckten) Buchstaben: M=1x1000, D=1x500, C=2x100, V=4x5 und I=4x1 ergeben die Jahreszahl 1724. Wenn man die zwischen M und D (=1500) liegenden Zahlen (=119) von 1500 abzieht, so bleibt 1381 und dann die davor und dahinter stehenden Zahlen (=101) zu 1381 addiert, so erhält man 1482, das Baujahr des Rathauses vom 1. und 2. Stock. Verfährt man gerade umgekehrt, so erhält man 1500+119=1619-101=1518, d.i. die Jahreszahl des Beginns der Reformationsbewegung in Stolberg..."

Leider sind die faszinierenden Zahlenspiele mittlerweile mindestens in einem Punkt hinfällig geworden: Die im Zusammenhang mit der letzten Renovierung durchgeführten Untersuchungen haben den Nachweis erbracht, dass das Gebäude insgesamt bereits 1452 errichtet wurde.

Die Anziehungskraft der Sonnenuhr hat darunter jedoch nicht gelitten, zumal sie seit der letzten Renovierung des Rathauses wieder in neuem Glanz erstrahlt.

Weitere Sonnenuhren in Stolberg finden Sie in der Töpfergasse 1 und auf der Rückseite des Hauses Neustadt 40 (Katholische Kapelle).

Sonnenuhr am Rathaus im Februar 2003
Nicht nur ein Zeitmesser, sondern auch ein wahres Schmuckstück mit Anziehungskraft: Die Stolberger Rathausuhr im Februar 2003.

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Literatur:

[1] Johann Friedrich Penther: Gnomonica Fundamentalis..." (1733)

[2] Fritz Magnus: Stolberg und Umgebung. Eine Wanderstudie zwischen Kyffhäuser und Josephshöhe. Sangerhausen, 1. Auflage 1911, 2. Auflage 1921

Links:

Ein kleiner Ausflug in die Welt der Sonnenuhren.

www.bingo-ev.de/~ks451/bavaria/zeit-06.htm