Stolberger Geschichts- und Traditionsverein e. V.
Startseite
Stadt
Grafenhaus
Fotoarchiv
Literatur
Geschichte
Personen
Lexikon
Links
Miscellanea

Termine
Projekte
Info
Kontakt

Johannes Thal (1542-1583)

Johannes Thal nimmt in der botanischen Wissenschaft bis heute einen Ehrenplatz ein. Bis weit in das 16. Jahrhundert war es üblich, Pflanzen nur unter dem Gesichtspunkt ihrer möglichen Verwendung als Arznei- oder Heilkräuter zu betrachten und zu sammeln. Thal war der Erste, der anstelle der üblichen Kräuterbücher eine Liste der kompletten Pflanzenvorkommen eines Gebietes erarbeitete und somit der Pflanzenkunde neue Wege wies.

Johannes Thal wurde 1542 in Erfurt als Sohn eines Pfarrers geboren. Von 1558-1561 besuchte er die Klosterschule in Ilfeld, wo ihn sein Lehrer Michael Neander aufgrund seines frühreifen Talents und seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe zu einem seiner Lieblingsschüler erklärte. Nach seinem Studium in Jena und anschließender Tätigkeit als Arzt in Stendal bemühte sich das Stolberger Grafenhaus, diesen durch seine Tüchtigkeit weithin berühmten jungen Mann als Hofarzt zu gewinnen. Ab Oktober 1572 war Thal in Stolberg, eine Quittung im Stadtarchiv gibt Auskunft über seine Besoldung für ein Quartal: 12 Gulden, 10 Groschen, 6 Pfennig. Im Hause Kilian Kesslers in der Niedergasse hatte er eine Dienstwohnung mit einem am Berge gelegenen Garten, in dem er seine freien Stunden verbrachte, sofern ihm seine ausgiebigen Exkursionen durch den Harz Zeit dafür ließen. Im Jahre 1577 übersandte Thal auf Drängen seines Freundes, dem Nürnberger Stadtarzt Camerarius dem Jüngeren, ein vollständiges Verzeichnis aller von ihm im Laufe von 5 Jahren im Harzgebiet beobachteten wildwachsenden Pflanzen des Harzes:

"DER HARZWALD,

oder ein Verzeichnis der Pflanzen, die in den Bergen des Harzes, welcher hintenaus gen Sachsen schaut, und in seiner Nachbarschaft von sich selber wachsen,

mit sonderlichem Fleiße verfasst

von

J. Thal".

Dieses Werk schrieb Johannes Thal in Stolberg, wo er neun Jahre als Hofmedikus und Stadtphysikus tätig war. Im Juni 1583 kam Thal bei einem Unfall auf einer Fahrt zu einem Kranken im Nordharz bei Peseckendorf ums Leben. 5 Jahre nach seinem Tode, im Jahr 1588, wurde diese Zusammenstellung durch Camerarius in Frankfurt/Main unter dem Namen "SYLVA HERCYNIA" gemeinsam mit neun Holzschnitten aus Gesners Nachlass "HERCYNIARUM STIRPIUM ICONES" zum Druck gebracht. Thal stand mit dieser Florenliste am Anfang einer langen Reihe derartiger Werke, die mit dem Schaffen Carl von Linnes ihren Höhepunkt fanden. Während Cordus die ersten sicheren Nachweise über Vorkommen von Pflanzen im Harzgebiet lieferte, verfasste Thal die erste systematische Übersicht hercynischer Pflanzen, also der im Harz verbreiteten Arten.

Christiane Funkel (2003)

Literatur: Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie,Bd. 37, S. 642-643

Bereits aus dem Jahr 1747 stammt eine Biographie von Friedrich Christian Lesser