Leben und Werk des Landschaftsmalers Ernst Helbig haben
in der kunsthistorischen Forschung zur Malerei der Romantik bisher
wenig Beachtung gefunden. Sein 200. Geburtstag war für die
Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes
Sachsen-Anhalt Anlass, die erste Einzelausstellung mit Werken dieses
Malers zu veranstalten. Das Werk Ernst Helbigs ist verstreut, seine
Gemälde befinden sich in Museen und in Privatbesitz, viele sind
verschollen. Erstmals wird jetzt versucht, einen Überblick
über Helbigs Schaffen zu gewinnen. 1802 in der Residenzstadt
Stolberg als Sohn des Hofgärtners Johann Friedrich Helbig geboren,
erlernte Ernst Helbig den Beruf eines Kunstgärtners. Um 1823/24
ging er nach Dresden, um sich dort in dieser Profession weiterzubilden.
Da er jedoch keine Anstellung fand, besuchte er die Königliche
Kunstakademie. Seine zeichnerische Begabung fiel Professor Carl August
Richter auf, der ihm riet, Maler zu werden.Frühzeitig
suchte Ernst Helbig Kontakt zu dem aus Norwegen stammenden
Landschaftsmaler Johan Christian Dahl, dessen Schüler er wurde.
Dahl lebte seit 1823 mit dem ihm befreundeten Caspar David Friedrich im
gleichen Haus, so dass man davon ausgehen kann, daß Helbig auch
unmittelbar mit Friedrich in Berührung kam und Eindrücke von
seinen Bildern aufnahm. Friedrich und Dahl waren die beiden
herausragenden Landschaftsmaler in Dresden, das zu dieser Zeit der
"Hauptort der deutschen romantischen Malerei" (H. J. Neidhardt)
war.1830
kehrte Helbig in den Harz zurück und ließ sich vermutlich
noch in diesem Jahr in dem kunstfreundlichen Halberstadt nieder, wo
bereits regelmäßig große Kunstausstellungen
stattfanden. Seit 1834 lebte er nahezu drei Jahrzehnte in Wernigerode bzw.
in der unmittelbar angrenzenden Gemeinde Nöschenrode. In
Wernigerode und seiner landschaftlich schönen Umgebung fand er die
meisten Motive für seine Bilder. Er malte Schloß und Stadt
von den unterschiedlichsten Standpunkten, Kirchen und andere
Gebäude, den Brocken, den Ilsestein, mehrfach die Steinerne Renne,
weite Ausblicke vom Gebirge wie auch vom Schloss Wernigerode. Im
Südharz malte er das Schloss von Stolberg, die Kirche von
Rothesütte und in Ellrich oder der Umgebung von Ellrich. Getreue
Naturbeobachtung und feines Empfinden für atmosphärische
Erscheinungen und ihre Darstellung sind für seine Gemälde
charakteristisch. 1856 erkrankte Ernst Helbig schwer. Beginnende und fortschreitende
Gliederlähmung und ein zunehmendes Augenleiden waren 1861 die
Ursache für seine Aufnahme in das Johanniter-Siechenhaus zu
Mansfeld. Bis zu diesem Zeitpunkt entstanden immer noch Gemälde.
1866 starb Ernst Helbig vergessen in Mansfeld. Erst Mitte der 1920er
Jahre wurde sein Werk durch den Wernigeröder Kunsthistoriker
Günther Deneke wiederentdeckt, der ihm 1925 einen mehrseitigen
Artikel widmete. Über Jahrzehnte hinweg blieb es der einzige
längere Beitrag über diesen Künstler. 1925 nannte ihn
Deneke den besten Schüler Friedrichs. In der Folgezeit wurde
Helbig immer wieder im Zusammenhang mit Caspar David Friedrich gesehen,
daß er sich selbst als Schüler von Johan Christian Dahl
bezeichnete, fand keine Beachtung. Die erste Einzelausstellung von
Helbigs Oeuvre soll Anstoß für eine neue Betrachtung, aber
auch für die weitergehende Erforschung von Leben und Werk dieses
Künstlers sein.
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